1. QuoRO-Konferenz unter dem Motto "Fachkräftesicherung durch Weiterbildung an Universitäten und Hochschulen"
Vor einem dreiviertel Jahr startete an der Universität Bayreuth das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt QuoRO, die Konzertierte Qualifizierungsoffensive der Region Oberfranken zur Weiterbildung von Fachkräften für die Zukunft. Um Interessierte aus der oberfränkischen Weiterbildungslandschaft und regionale Unternehmen in einer öffentlichen Veranstaltung über Ziele und erste Ergebnisse des Projektes zu informieren, fand am 29. Juni 2015 die erste QuoRO-Konferenz an der Universität Bayreuth statt. Die Veranstaltung wurde bewusst interaktiv gestaltet, um auch Impulse und Empfehlungen der Teilnehmer für die Weiterentwicklung des Projektes aufnehmen zu können. Zudem sollte die Konferenz zu einer stärkeren Vernetzung der relevanten Akteure im Bereich der Weiterbildung untereinander und mit Unternehmen aus der Region einladen.
Nach der Begrüßung der rund 60 Teilnehmer durch Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann, QuoRO-Projektleiter, betonte der Präsident der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Stefan Leible, in seinem Grußwort die Bedeutung des Projektes QuoRO für Oberfranken insgesamt und im Speziellen für die Universität Bayreuth, die sich als international ausgerichtete, aber zugleich regional verwurzelte Institution versteht. QuoRO könne durch Weiterbildung, die speziell am Bedarf der Unternehmen ausgerichtet ist, einen Beitrag zur Stärkung Oberfrankens als Wirtschaftsstandort leisten und dadurch zugleich zur Profilierung der Universität Bayreuth beitragen.
Im Anschluss stellte Dr. Eva Cendon von der Deutschen Universität für Weiterbildung in Berlin Ziele, Entwicklungen und zentrale Befunde aus der Arbeit der Wissenschaftlichen Begleitung des Bund-Länder-Wettbewerbes Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen vor. Das Projekt QuoRO ist Teil der zweiten Förderrunde dieses Wettbewerbs, mit dem innovative, nachfrageorientierte und nachhaltige Konzepte von Hochschulen zur Fachkräftesicherung, zur Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Qualifizierung, zur Integration von neuem Wissen in die Praxis und zur Profilierung der Hochschulen im Bereich des lebenslangen Lernens gefördert werden. Ausgehend von den Erkenntnissen der schon länger laufenden Projekte des Wettbewerbs sprach Dr. Cendon Empfehlungen für die erfolgreiche Umsetzung wissenschaftlicher Weiterbildung aus. So müsse etwa die Angebotsgestaltung nicht nur zielgruppenspezifisch auf der Basis einer umfassenden Bedarfs- und Nachfrageanalyse erfolgen, sondern auch die Lehrenden in den Blick nehmen, was beispielsweise die Entwicklung von Anreizsystemen und eine Qualifizierung für die Vermittlung theoretischer Inhalte an Berufspraktiker erfordert. Auf Hochschulebene müsse eine Kultur des lebenslangen Lernens etabliert werden, um Weiterbildung als dritte Säule neben Forschung und Lehre festigen zu können.
Anschließend präsentierte Prof. Brüggemann Hintergründe und Ziele des Projektes. Er hob hervor, dass es für Hochschulen wichtig sei, sich den Herausforderungen der Zeit wie dem demografischen Wandel oder der Globalisierung zu stellen und insbesondere in der grundständigen wie weiterbildungsbezogenen Lehre durch eine Anpassung von Inhalten und Abläufen des Studiums Veränderungen zu antizipieren. Er betonte jedoch auch, dass es zahlreiche Hemmnisse gebe, die diesem Anspruch im Wege stünden. Diese müssten wie auch die besonderen Voraussetzungen und Bedarfe, die in einer Region hinsichtlich des Aus- und Weiterbildungsbedarfs bestehen, identifiziert werden. Der Ansatz des Projektes QuoRO bestehe darin, auf der Basis einer umfassenden Regionalanalyse bestehende Weiterbildungsangebote, den Weiterbildungsbedarf von Unternehmen und vorhandene Hemmnisse der akademischen Weiterbildung zu analysieren, um für die Region passgenaue Weiterbildungsangebote zu entwickeln und zu erproben.
Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Analysen präsentierte Prof. Dr. Manfred Miosga, Leiter der Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung am Geographischen Institut der Universität Bayreuth und ebenfalls QuoRO-Projektleiter. Er zeigte insbesondere, wie die demografische Entwicklung in Oberfranken, die durch flächenhaften Bevölkerungsrückgang und überdurchschnittliche Alterung geprägt ist, mit einer zunehmenden Fachkräftelücke vor allem im technischen Bereich einhergeht. Mit Verweis auf erste Ergebnisse einer Befragung von in Oberfranken ansässigen Unternehmen verdeutlichte Prof. Miosga, dass diese Herausforderungen von den Unternehmen zwar bereits wahrgenommen werden, Weiterbildung an Universitäten und Hochschulen bislang aber noch kaum als Anpassungsstrategie praktiziert werde. Gründe dafür seien etwa die unzureichende Bekanntheit der bereits vorhandenen Angebote, eine kritische Einschätzung des Praxisbezugs von Hochschuldozenten oder die mangelnde Berücksichtigung spezifischer Anforderungen der Unternehmen.
Den interaktiven Part der Veranstaltung bildeten vier Diskussionsrunden, welche jeweils durch Impulsreferate eingeleitet und anschließend von den Projektmitarbeitern der Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung moderiert wurden. Die Diskussionsrunden beschäftigten sich mit der Zukunft der Weiterbildung (Impulsreferat von Dr. jur. Karel Kovařik, IHK für Oberfranken Bayreuth), der Bedeutung von Weiterbildung für die Fachkräftesicherung in Unternehmen (ein hierzu geplantes Impulsreferat musste kurzfristig entfallen), Lücken im aktuellen und zukünftigen akademischen Weiterbildungsangebot Oberfrankens (Impulsreferat von Tobias Beuschel, Projektkoordinator am L³-Institut für lebenslanges Lernen der Hochschule Coburg) und Weiterbildung für besondere Zielgruppen (Impulsreferat von Marietta Eder, Regionssekretärin für Oberfranken beim Deutschen Gewerkschaftsbund).
In den Diskussionsrunden wurden die bisherigen wissenschaftlichen Analysen eingehend diskutiert und um weitere wichtige Aspekte ergänzt, z.B. hinsichtlich der Betrachtung der Weiterbildung aus der Perspektive von Arbeitnehmern. Die Teilnehmer formulierten zudem explizite Erwartungen an das sich im Aufbau befindliche QuoRO-Netzwerk.
Die Ergebnisse der Diskussionsrunden wurden abschließend im Plenum vorgestellt und besprochen. Prof. Brüggemann dankte schließlich allen Teilnehmern, die mit ihrer aktiven Mitwirkung und mit konstruktiven Anregungen zum Erfolg der ersten QuoRO-Konferenz beigetragen haben.